Formula Student Germany 2017
Nach fünfstündiger Fahrt bei strahlendem Sonnenschein kamen wir Dienstagnachmittag, dem 8. August, in Hockenheim an. Nach Anmeldung und erstem Begutachten des Zeltplatzes wurde unser Lager zwischen dem der Dresdner und Zwickauer aufgebaut.
Der RT11 © unbekannt
Ein schwieriger Start
Während sich ein Teil des Teams um die Zelte kümmerte, war der andere Teil bereits auf dem Hockenheimring, um dort die Box aufzubauen. Durch die tatkräftige Unterstützung aller Teammitglieder konnten beide Aufgaben zügig erledigt werden. Es folgte eine erste Bestandsaufnahme des RTelf und eine Aufgabenverteilung für die nächsten Tage. Außerdem mussten alle Fahrer, sowie ESOs bei der Eventleitung angemeldet werden. Am Auto wurden bis zum Abend noch kleinere Arbeiten verrichtet, um es bestmöglich auf das Scrutineering am nächsten Tag vorzubereiten.
Nach dem Abendessen stand für alle Teams die Eröffnungszeremonie zur Formula Student Germany 2017 an. Dort wurden alles Relevante zum Event besprochen, sowie ein Rückblick auf die FSG 2016 gezeigt. Anschließend ging es zurück zum Zeltplatz, wo das erste Teamtreffen durchgeführt wurde und der erste Tag gemütlich ausklang.
Der erste offizielle Eventtag ging sehr früh für uns los. Um 5:45 Uhr wurde das Team mit weithin hörbarer Musik vom Frühstücksteam geweckt, damit auch wirklich jedes Murmeltier aus seinem Zelt kam. Nach dem anschließenden Frühstück ging es zur Box, um am Auto kleinere Fehler zu beheben, wie z.B. fehlende Schraubensicherungen und Groundingkabel, die am vorherigen Tag festgestellt wurden. Der Hauptfokus am Morgen lag jedoch auf dem Akku, welcher für das Scrutineering vorbereitet werden musste. Dieses fing noch vor Mittag an und wir hofften natürlich dort schnell und ohne Probleme durchzukommen. Die ersten Punkte konnten auch schnell abgearbeitet werden. Je länger der Tag jedoch wurde, desto mehr und mehr Probleme traten während des Scrutineerings auf. Alle Beteiligten taten ihr Bestes den Akku noch vor Ende des Tages durch die Prüfung zu bekommen, doch leider war gegen 22 Uhr immer noch nicht alles fertig. Weshalb wir erst am nächsten Tag in der Lage waren das Akku-Scrutineering abzuschließen. Dies verschob leider unseren Zeitplan um einiges nach hinten.
Alle, die nicht am Akku arbeiteten, gingen auf Erkundungstour des Eventgeländes. Dies beinhaltete nicht nur das Besuchen diverser Sponsorenstände, sondern auch das Anschauen anderer Formula-Student Autos. Es war ausgesprochen interessant zu beobachten, wie andere Teams Probleme lösten und ihr Auto auslegten. Schließlich geht es bei der Formula Student auch darum Erfahrungen und Ideen auch teamübergreifend auszutauschen und Lösungen zu finden. Des Weiteren wurde am Nachmittag das Auto auf die am nächsten Tag stattfindenden mechanischen, elektrischen und Pre-Scrutineerings vorbereitet.
Die Zeit, die wir bei dem Akku-Scrutineering verloren hatten, wollten wir uns wiederholen, um trotz alledem an allen dynamischen Disziplinen planmäßig teilnehmen zu können. Als sich alle am späten Abend wieder auf dem Zeltplatz einfanden, wurde das Teamtreffen abgehalten. Dabei sprach man über die aufgetretenen Probleme und das weitere Vorgehen in den nächsten Tagen.
Die Elektroniker am Akku © unbekannt
Akku bereitet Schwierigkeiten
Am Donnerstag sollte die technische Abnahme weitestgehend bestanden werden, damit am darauf folgenden Tag sowohl die statischen Disziplinen, als auch das Skid Pad erfolgreich angetreten werden konnten.
Dafür mussten unsere Elektroniker zunächst die Prüfung des Akkumulators abschließen. Da diese in Hockenheim sehr umfangreich und langwierig ist, stellte sich eine weitere Gruppe zeitgleich zur elektrischen Abnahme an. Dort konnten sämtliche Funktionen des Niederspannungssystems noch vor der Mittagspause überprüft werden. Auch am Akku konnten fast alle Tests bestanden werden. Um möglichst schnell weiter arbeiten zu können, gab es das Mittagessen gleich in der Box. Anschließend wurde der Akku eingebaut und weitere elektronische Prüfungen zur Abnahme des Hochspannungssystems durchgeführt. Leider überschritt das Team dabei die maximale Dauer einer Abnahme von zwei Stunden. Somit musste erneut spontan geplant werden. Der Akku wurde wieder ausgebaut und von den Elektronikern für die finale Überprüfung vorbereitet. Gleichzeitig meisterte der RT11 den Großteil der technischen Abnahme. Dadurch hatte das Team am Abend eine klare Aufstellung aller verbliebenen Mängel am Fahrzeug. Diese konnten unter großem Einsatz, bis kurz vor der Schließung des Boxenbereichs um Mitternacht, bewältigt werden.
Start © unbekannt
Das Team nimmt Fahr auf
Wie bereits am Donnerstag haben wir am Freitag recht früh unsere Zelte verlassen, um uns den vielen Aufgaben des Tages zu widmen. Da es schon fast Zeit für die statischen Disziplinen war, wurden während des Frühstücks fleißig Hemden gebügelt. Als das erledigt und jeder mehr oder weniger munter war, ging es wieder zum Eventgelände, wo unsere Elektroniker bereits auf die Fortsetzung des E-Scrutineerings warteten. Dort wurden weitere Mängel festgestellt, weshalb wir die Elektronik-Abnahme leider nicht auf Anhieb bestanden. Damit trotzdem möglichst viele Punkte unserer Tagesaufgaben abgehakt werden konnten, ging es sofort weiter ins Mechanical Scrutineering. Dieses schlossen wir erfolgreich ab. Zusätzlich haben wir beim Special Award von Porsche das Finale erreicht. In der Präsentation schafften es unsere Jungs das Interesse der Jury an der Hybrid-Blech-Bauweise des Monocoques zu wecken.
Nachdem wir dank Küchencrew unseren Hunger gestillt und unseren „Akku wieder aufgeladen“ hatten, begannen die statischen Disziplinen. Den Anfang machten Georg und Friedrich mit der Präsentation des Business Plans, der die mögliche Vermarktung des RTs beinhaltet. Sie haben unser Konzept souverän präsentiert und vor allem Friedrich konnte mit seinem Charme punkten. Direkt im Anschluss versammelte sich das gesamte Team, um auch beim Designreport ein paar Punkte abzustauben. Hierbei unterhielten sich die Judges in kleinen Gruppen mit den Modulleitern über die Gestaltungsdetails unseres Fahrzeugs. Für Magnus war es der erste Designreport und trotz einiger Ausfälle präsentierten wir uns besser als in Assen zur FSN. Nach einer sehr kurzen Pause ging es gleich mit der Präsentation des Cost Reports weiter. Für Dominik, aka Domdom, ist das jedoch bereits fast Routine. Für ihn war es bereits der 11. Cost Report, bei dem er von den Judges mit Fragen bombardiert wurde. Durch die neuen Vorgaben und Regelungen waren wir unsicher, ob wir alles nach den Wünschen der Jury erarbeitet hatten. Unzählige knifflige Fragen und die anfängliche Neuaufteilung der beiden Rednerteams verunsicherten uns zusätzlich und wir hatten ein schlechtes Gefühl. Als wir dann aber Feedback zur Präsentation bekamen, beichteten die Juroren, dass sie uns mit Absicht versucht hatten aus dem Konzept und auf die Palme zu bringen. Sie waren zufrieden mit uns.
Als die Statics abgeschlossen waren, ging es nach dem Gruppenfoto direkt wieder zum E-Scrutineering, welches wir dann endlich abschließen konnten. Im Anschluss wollten wir möglichst alle Tests bestehen, wie die Wasserdichtigkeit, das Bremsverhalten und die Überschlagssicherheit unseres RTs zu prüfen, um danach hoffentlich noch beim Wetpad antreten zu können. Trotz Verlängerung der Wertungslaufzeiten schafften wir es aufgrund langer Wartezeiten leider nicht rechtzeitig zum Bremstest, weshalb wir auch nicht am Skidpad teilnehmen konnten.
© unbekannt
Acceleration und AutoX
Der vierte Tag in Hockenheim begann mit dem Abschluss des Scrutineerings. Am Tag zuvor hatten wir alle erforderlichen Tests außer dem Brake-Test erfolgreich abschließen können. Das bedeutet, dass wir gleich als erstes zu unserem letzten Test antreten durften und diesen bereits mit dem zweiten Versuch bestanden. Somit war für uns das gesamte Scrutineering abgeschlossen und wir konnten uns nun noch einmal intensiv auf die anstehenden dynamischen Disziplinen vorbereiten: das Acceleration und das Autocross. Doch bevor wir uns um kurz nach 10:00 Uhr in die Reihe zum Acceleration anstellten, präsentierten wir den RT11 für den Audi Vorsprung Award “Best Lightweight Concept”. Frisch gestärkt von dem positiven Feedback machten wir uns auf den Weg zur Start-Ziel-Geraden des Hockenheimrings, auf der das Acceleration-Event bereits begonnen hatte. Unser erster Fahrer konnte seine beiden Fahrten recht zügig absolvieren und hat mit Hilfe unserer neuen Regelungssysteme eine gute Zeit vorgelegt. Nach kurzer Anpassungsarbeit an den Parametern der Regelung konnte dann auch der zweite Fahrer zeigen, was der RT11 auf 75m drauf hat: im vierten Lauf konnten wir das Acceleration mit sehr guten 4,19 Sekunden abschließen. Nach einer stärkenden Mittagspause machten wir uns auf zur Practice-Area, damit die letzten Vorbereitungen für das Autocross getroffen werden konnten. Parallel dazu fand bereits für die beiden Fahrer der Course-Walk statt, damit sie sich einen Überblick über die Strecke verschaffen und somit jede Schikane und jeden Kegel bereits im Vorfeld kennen lernen konnten. Kurz darauf begann dann auch schon die dritte dynamische Disziplin der FSG2017, das AutoX. Unser erster Fahrer konnte bereits recht früh bei trockenen Bedingungen auf die Strecke und hat zwei gute Zeiten mit dem RT11 gefahren. Leider stellten die Scrutineers nach unserem ersten Fahrer einen Mangel am Rennwagen fest, sodass dessen beiden Rundenzeiten nicht gewertet werden konnten. Nachdem wir kurzfristig den Fehler behoben hatten, starteten wir mit dem zweiten Fahrer auf immer noch trockener Strecke und legten eine sehr gute Zeit ab. Leider blieb bei der vierten Fahrt das Auto auf der Strecke stehen und musste per Hand runtergeschoben werden. Wir konnten zwar auch diesen Fehler finden und beheben, durften aber keine weitere Zeit mehr beim Autocross fahren, sodass wir nur eine gewertete Runde hatten. Trotz allem war dies ein sehr erfolgreicher Tag für uns, da wir an zwei dynamischen Disziplinen teilgenommen hatten und gut gerüstet für das Endurance am Tag darauf waren.
© unbekannt
Endurance und Award Ceremony
Es stand der letzte Tag in Hockheim an und zeitgleich auch der wichtigste für uns. Das Endurance ist die Disziplin, in der die meisten Punkte gewonnen werden können. Vor allem die „Bühne“ Hockenheims ist jedes Mal ein zusätzlicher Faktor, der jede Disziplin noch weiter hervor hebt.
Wir mussten ganz früh aufstehen um zum Briefing zu kommen und nachts kam die Startordnung für die Endurance, in der jedes Team einen Slot zugeteilt bekommt und welcher auf keinen Fall verpasst werden darf. In dieser Ordnung waren wir eines der ersten 35 Teams und das bedeutete, dass wir schon um 8:30 Uhr startbereit an der Strecke stehen mussten.
Normalerweise starten die schnellen Teams im Autocross am Nachmittag und nicht am Vormittag wie wir. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei der Reihenfolge um einen Fehler der Event Control, die Liste wurde noch mal überarbeitet. Als dann die neue Reihenfolge herausgegeben wurde, war unser Startplatz in der Nachmittagsession, was eher unseren Vorstellungen entsprach. Durch die gewonnene Zeit konnte wir den RT11 noch einmal auf Herz und Nieren prüfen und die Einstellungen für das Endurance optimieren. Diese konnten wir gut nutzen, denn uns ist ein CFK-Spurstange aufgefallen, die einen beträchtlichen Schlag abbekommen hatte und folglich ausgetauscht werden musste. Darauf waren wir aber vorbereitet. Wir ersetzten diese gegen einem Stahlspurstange aus.
Während das Auto in die Scrutineering Area geschoben wurde,war das Team war mittlerweile auf der Tribüne eingekehrt und hatte sich warm gesungen, um den Elfer über die Strecke ins Ziel zu brüllen. Das allseits bekannte „Ahu“ nach „Schienenersatzverkehr „ war bis zu den gegenüberliegenden Tribünen zu hören. Und das, obwohl viele sehr laute Verbrenner sich auf der Strecke befanden.
Unser erster Fahrer Max zeigte dies auch nach den ersten Runden, denn er musste sich erst rantasten, da er die Strecke nicht kannte. Gerade als die Zeiten immer besser wurden und das Team immer lauter und euphorischer wurde, passierte das Gleiche wie am Tag zuvor. Max lenkte in eine normale Kurve ein und wurde nach der Kurve immer langsamer, bis er vollständig zum Stillstand kam. Die Streckenposten kamen sofort zum Auto gerannt und schoben es von der Strecke. Nach kurzer Zeit war auch klar, dass wir das Endurance nicht weiterfahren würden, damit hatten wir ein DNF.
Der 11er wurde an die Seite geschoben und wir mussten eine Zeit lang warten, bis wir wieder Zugriff auf unser Fahrzeug hatten. Als wir das Auto wieder aus der dynamic Area schieben durften, luden wir den Akku und gingen danach zu einigen Sponsoren und in die Boxengasse um einige schöne Fotos zu schießen und uns zu verabschieden. Nach Abbau der Box wir sind zu der Award Ceremony gegangen. Am nächsten Tag bauten wir den Zeltplatz ab und machten uns wieder auf in Richtung Freiberg.
© unbekannt
Die Ergebnisse der FSG
Die Ergebnisse wurden, wie bei der FSG üblich, getrennt nach den Klassen Verbrenner, Elektro und Fahrerlos. Somit wurden wir mit 35 anderen Elektrofahrzeugen gemessen. Dabei schafften wir es nicht auf das Podium, hatten uns aber zusätzlich bei zwei Unternehmen auf sogenannte „Special Awards“ beworben. – Beim „Porsche Performance Innovation Award“ und dem „Audi Best Lightweight Concept Award“ sind wir mit den eingereichten Bauteilen Monocoque und Gussheck direkt in den Finals gelandet. Die Platzierungen im Einzelnen waren:
Statische Disziplinen
Cost Report – 12. Platz
Business Plan – 22. Platz
Design Report – 24. Platz
Dynamische Disziplinen
Skid Pad – DNF
Acceleration – 11. Platz
AutoX – 11. Platz
Endurance – DNF
Efficiency – DNF
Overall Elektro – 20. Platz
Die bestandene technische Abnahme war für uns schon ein großer Erfolg und damit sind wir sehr zufrieden. Dadurch haben wir uns zusätzlich eine gute Ausgangsbasis für das folgende Event in Spanien geschaffen und schafften etwas, was wir in den letzten Saisons in 3 von 5 Fällen nicht taten. Da wir lange im Scrutineering steckten, konnten wir das Skid Pad leider nicht antreten. Die Zeit im Acceleration war für ein heckgetriebenes Fahrzeug hingegen ganz gut, aber dass wir im Autocross nicht unser volles Potenzial zeigen konnten war schon sehr ärgerlich, denn unser letzter Run, in dem wir ausgefallen sind, sollte mit eingefahrenen Reifen und unserem stärksten Fahrer wesentlich besser werden. Der Ausfall im Endurance war natürlich sehr schmerzlich, aber elektronische Probleme können leider nicht immer innerhalb kurzer Zeit behoben werden. Der Cost Report war zwar von der Platzierung nicht so gut, aber wir haben nur wenig Punkte liegen lassen und das war uns wichtig. Das Ergebnis des Businessplans war nach einem super Feedback in Holland hier sehr ernüchternd. Die Einschätzung der Judges machte auch zunächst Hoffnung auf mehr, aber das Endergebnis entprach dann nicht unseren Vorstellungen. Die letzte statische Disziplin, der Design Report, lief auch nicht so wie erwartet, da noch viele grundsätzliche Kritikpunkte offen waren, die uns eine schlechte Punktzahl bescherten. Nun wussten wir, was noch vor uns liegt und was zu tun ist für die Formula Student Spain. Dort wollten wir noch einmal alles geben, um mehr aus dem Team und dem Fahrzeug rauszuholen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals bei allen Sponsoren, die uns in dieser Saison unterstützt haben und ohne die wir nichts vorzuweisen hätten. Weiterhin bedanken wir uns bei allen anderen Teams, die uns auf dem Event kurzfristig ausgeholfen hatten und bei unseren Alumni, auf die stets Verlass war.
Teamfoto FSG © Formula Student Germany
Mit einem herzlichen „Glück Auf!“ aus Freiberg,
Ihr Racetech Racing Team!
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